Sommer, Sonne, Eis und… Winzige Stühle.

Liebe Eisdielenbesitzer dieser Welt.

Heute wende ich mich an euch alle da draußen mit einer Bitte – oder vielleicht auch einer Frage.

Meint ihr, es wäre möglich, den Schrumpfstrahl den ihr alle zu besitzen scheint auf meinen Hintern und nicht auf eure Stühle zu lenken? Das wäre echt mega toll!

Herrje.
Ich habe jetzt 160kg abgenommen, mache mehrmals die Woche Sport und wechsle im steten Rhythmus den Inhalt meines Kleiderschranks, weil ich aus allem heraus schrumpfe.

Dennoch gibt es eine Sache von der ich mir fast sicher bin, dass ich dort niemals, und ich betone das, NIEMALS, bequem drin werde sitzen können: Eisdielenstühle.

Findet die irgendjemand auf diesem Planeten bequem?
Ihr wisst schon, diese Metall-Plastik-Geflechte, die zu Hauf an Cafés und Eisdielen stehen, gern um einen metallenen Tisch drum herum und den Charme von „Draußen gibt’s nur Kännchen“ versprühen.
Jeder Zeit abwisch- und wegräum-bar. Wasserfest mit einem Bequemlichkeitsfaktor von Minus 7 auf einer Skala von 1-10. Wobei Zehn das heimische Sofa und Eins ein spitzer Stein im Schuh darstellt.

Vorhin hatte ich mal wieder die Ehre.
Zugegeben, ich bin eine wirklich dicke Frau aber hey, wir sprechen hier von einem Eiscafé!
Müsste man nicht meinen, eine dicke Frau verhält sich zu Eiscafé wie Erdbeertorte zu Wespen?
Sehr sehr anziehend?
Gut, anziehend in der Tat, jedoch bitte stehend!

Nun ist es so, dass ich nicht blöd in der Gegend herumstehen möchte also simuliere ich sitzen.

Das sieht in etwa so aus:
Blicktest ob der Stuhl breit genug ist.
Ist er nicht.
Sehr schlanke Begleitung setzt sich und moniert selbst: „Oh. Großzügig bemessen sieht anders aus.“ und grinst mich an.

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Versuch Nr. 1. Positiv denken:
Das wird schon klappen. Frohen Mutes auf den Stuhl gesetzt.
Oberschenkel auf den Lehnen, Po frei schwebend. Anmerkung: Das sieht nicht nur beknackt aus, es ist auch nicht sonderlich bequem.

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Versuch Nr. 2. Positiv handeln:
Aufstehen.
Stuhl heranziehen.
Beim Versuch sich von der Stuhlkante an in den Stuhl zu schieben den Stuhl mit dem Hintern wegschieben und beinahe auf der Straße Platznehmen.
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Versuch Nr. 3. Positiv gucken – immerhin:
Aufstehen.
Nett in die Runde lächeln und nicken.
Eine Geste mit der Hand machen die so viel ausdrückt wie: „Ich weiß es ja auch nicht, eben war ich noch gar nicht dick.“ und ganz wichtig irgendwas in der Tasche suchen.
Einen Stuhl in den man reinpasst zum Beispiel.
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Versuch Nr. 4. Positiv durchatmen – mit und ohne leise Flüche:
Aufst… nein, man steht ja noch.
Nach hinten greifen, Stuhl umklammern, heranziehen.
Auf die Stuhlkante setzen.
Etwas nach hinten ruckeln.
Fachmännisch so tun als würde man stets ausschließlich vornehm auf Stuhlkanten sitzen.
Tasche wegstellen.
Sich schwören, nie wieder Eis zu essen.
Nur einen Cappuccino bestellen und auf die Frage der Begleitung: „Naaaaaaaaa, sitzt Du bequem?!“ mit einem durch die Zähne gesprochenen „Fang schon mal an zu beten.“ antworten.

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…20Min später:
Ich habe keine Lust mehr auf Eis und bin der Meinung, dass ich ohnehin noch nie gern Eis aß. Eigentlich ist Eis eh das Letzte und essen sowieso vollkommen unnötig.
Ich nehme mir vor, fortan nur von Dingen zu leben, die keinen Schatten werfen.

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…30Min später:
Meine Füße schlafen ein bis hin zum Po.
Ich möchte ein Bein ausstrecken habe aber Angst dass dann der Stuhl, der selbst nur 200 Gramm wiegt – und warum darf sich dieses Möbelverbrechen eigentlich Stuhl nennen – wegrutscht und ich doch noch auf der Straße lande.
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…40Min später:
Nette Eisfachverkäuferin schlendert vorbei und fragt, ob ich noch einen Wunsch hätte.
JA! Dass wieder Blut in meine Beine fließt!
Die Eisenstange des „Stuhls“ auf der ich sitze ist bereits Teil meines Körpers geworden. Sieht nett aus, minimiert aber den Blutfluss.
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…42min später:
Ich hasse Eis!
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…43Min später:
Ich hasse Mich UND Eis!
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…45Min später:
Ich beschließe, dass ich Eis ohnehin schon immer ekelig fand und schwöre Mir, gleich einen dieser Stühl umzudrehen, zu schauen wer die herstellt und dann noch heute Nachmittag dort hinzufahren und ihn mit rohen, alten Eiern und Kuhdung zu bewerfen!
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…46Min später:
Ich werde einfach Stuhlhersteller! Das ist es!
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…48Min später:
Ich erinnere mich daran, dass ich handwerklich unbegabt bin und begnüge mich vorerst damit wieder Eis zu hassen. Und Stühle! Möbel im Allgemeinen und Metall und Plastik und… Also wie heißt jetzt dieser Hersteller?
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…51Min später:
Ich schaue ob ich noch genug Akkuleistung auf meinem Smartphone habe um das städtische Krankenhaus anzurufen mit der Bitte, mich hier doch aus diesem Stuhl herauszuoperieren.
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…52Min. Später:
Ich bin mir sicher Eisdielenbesitzer hassen alle fetten Menschen.
Gleich morgen stelle ich sie zur Rede.
Alle.
Auch die Stühle.
Ich möchte gehen. Wütender Paradeabgang.
Spüre aber meine Beine nicht mehr, bleibe statt dessen und nehme mir vor, mit dem Lottospielen zu beginnen, zu gewinnen und vom Gewinn allen Eisdielen dieser Welt vernünftige Stühle zu schenken.
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…53Min. Später:
Plan B.: Ich werde Königin und Deutschland und verbiete enge Stühle mit winzigen Sitzflächen.
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…55.Min später:
Begleitung fragt: „Und, was machst Du heute noch?“
Ich sage: „Och, mal schauen was der Tag noch schönes bringt“ und meine: „Ich kaufe mir eine Strumpfmaske, steige heute Nacht in diesen Laden hier ein setze mich aufs Eis!!!“
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…57Min. Später:
Ich möchte weinen vor Glück.
Das kribbeln in den Beinen sagt mir, dass sie noch nicht gänzlich abgestorben sind.
Ich will noch immer kein Eis.
Ich tappse gen Heimat. Stark konzentriert, mir nicht die ganze Zeit die Metallleisten-Stelle am Hintern zu reiben um keinen merkwürdigen Eindruck zu hinterlassen.

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…1std. 25Min. Später:
Ich ärgere mich.
Ich wundere Mich.
Ich nehme mir vor, übermorgen schlank zu sein.
Ich öffne meinen Blog und schreibe.
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…1std. 37Min. später:
Das Telefon klingelt.
Eine Freundin:
„Hey Zucker, Zeit heut Nachmittag? Ich bin in der Stadt! Lust auf ein Eis?“
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…1std. 37Min. 52Sek.:
Ich schließe die Augen, seufze und schlage mit dem Kopf auf die Tastaturhuijwefjnwfoemkoe…

Nicole