Moin Kinners!

Ich habe am Wochenende eine neue Diätmethode erprobt.
Ganz toll, kann ich nur empfehlen. Das Ganze nennt sich „Guck mal, Liebster, unser Keller läuft voll“ und wird präsentiert von „Unwetter mit Starkregen“.
Herrlich!

Falls sich jemand also fragen sollte, warum es die letzten Tage etwas ruhiger war, ich war im Keller. Einfach mal ein paar Bahnen schwimmen.

In der vergangenen Woche, um genau zu sein am Walpurgisnachtabend ging hier ein klitze kleines Unwetter herunter, welches dafür sorgte, dass wir die nächsten Stunden damit zubrachten, im Keller alles zu retten, was zu retten ist, um dann mit Gummistiefeln in dem neu angelegten Pool – welches gestern noch die Waschküche war – zu stehen und zu hoffen, dass es bald aufhört.

Diejenigen unter euch, die im schönen Weserbergland beheimatet sind, sind evtl. an uns vorbei geschwommen.

Ein Träumchen, ich sags euch.

Und das war übrigens auch eine schöne Gelegenheit um wieder einmal festzustellen, dass ich evtl. das ein oder andere Kilo zu viel habe.

Ich stehe da also im Heizungsraum unseres Kellers, welchen wir zum aufhängen der sauberen, noch nassen Wäsche verwenden und versuche so schnell wie es geht die Wäsche da weg zu holen bevor das Wasser diese evtl. erreichen könne.

Nicht nur, weil nichts nerviger ist als frisch gewaschene Wäsche noch einmal zu waschen sondern auch, weil natürlich an exakt diesem Tag nahezu alles was ich an Kleidung besitze im Keller hing und ich keine Lust hatte, dass es mir im Brackwasser davon schwimmt.
Also bin ich, behände wie ein Wiesel, in den Heizungskeller, habe die Wäsche abgenommen und bin froh und munter mal eben aus den Keller in den 2. Stock unseres Hauses gelaufen um die Wäsche dort abzulegen…

Und jetzt die Wahrheit:

Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen weil mir das Wasser so langsam über die Knöchel schwappte, immer mehr wurde und mir so ganz nebenbei, während die nasse Wäsche auf meinen Armen immer schwerer wurde die Frage in den Sinn kam:
„Was passiert eigentlich, wenn der Wasserspiegel die Elektronik der Heizungsanlage erreicht und ich dickes Ei dann noch immer hier im Wasser stehe?“

Man glaubt ja gar nicht, wie flitzeflink ich plötzlich werden kann.
Gut, immer im Vergleich zu einer Kontinentalplattenverschiebung aber hey, immerhin.

Bis… ja, bis ich dann vor meinem Lieblingsfeind stehe. Meinem Kryptonit: Die Treppe.

Ooooooaaaahhh ich hasse es Treppen zu laufen.

Wirklich und wahrhaftig und aus tiefsten Herzen.
Das hat zwei Gründe von denen einer sehr naheliegend ist.

Der eine ist: Ich habe vor Jahren mal einen Sportunfall gehabt und mir dabei beidseitig die Hüfte derart verletzt, dass ich mehrfach operiert werden musste und eine ganze Weile im Rollstuhl saß bis ich wieder laufen lernen durfte. Das volle Programm, so mit einen Schritt vor den anderen an einem Stufenbarren und so weiter.
Seither gehen einige Dinge nicht mehr so ganz gut, wie sie es eigentlich sollten.
Ich stehe vom Fußboden beispielsweise immer auf, als würde ich das heute zum ersten Mal tun, wenn ich einen schlechteren Tag habe gehe ich komisch – wobei, ich bin eine fette Frau, ich gehe immer komisch – und ich bin nicht sonderlich gut darin Treppen zu steigen, weil meine linke Hüftseite da gerne zickt.

Das andere ist: Ich bin zu fett.
Himmelherrgottnochmal es gibt so ein paar Dinge, die regen mich echt auf.
Zum Beispiel, dass ich mich selbst einmal komplett abgenommen habe und dennoch Treppen steige mit der Geschmeidigkeit eines mit Pudding gefüllten, nassen Sacks.
Das sieht nicht nur maximal bescheiden aus, es ist auch noch anstrengend ohne ende.
Und ich hasse es mich als fettes Ding zu outen. Also so richtig.
Ja sicher, man sieht es aber sobald eine Treppe ins Spiel kommt, steht es einfach neben mir und ruft laut, mit dem Finger auf mich zeigend: „SCHWABBEL!“ oder irgendwas anderes unhöfliches.

Da ist es dann auch egal, ob meine Hüfte in Ordnung ist oder in Scheiben geschnitten in der Schublade vor sich hin krümelt. Das interessiert zum einen niemanden und zum anderen sieht man es nicht. Ergo sagt man nicht: „Au weia. Na ja, ist sicher auch blöd wenn das weh tut beim Treppen laufen… weil… Gelenk… damals… Schrauben… bla bla…“
Nope.
Es ist nur: „Die Fette kommt da nicht hoch.“

Dass „Die Fette“ – also ich – auch nicht schmerzfreier, schneller oder besser Treppen steigen könnte wenn sie Idealgewicht hätte weiß ja keiner.
Und zum anderen ist das mit Sicherheit auch nicht ganz richtig.
Bei mir ist es das jedenfalls nicht, denn „die Fette“ kommt da ja tatsächlich nur schwer hoch.
Ich bin ja nun einmal nach wie vor ein dickes Weib und ich kann euch sagen: Treppen und ich, das wird in diesem Leben keine Freundschaft mehr.

Am liebsten habe ich ja diese Altbautreppenhäuser. Wie das bei meiner Schwester. Ihr wisst schon, diese Wohnungen wo „Wir wohnen im 3. Stock“ so viel heißt wie „Wir sind umgezogen und wohnen nun direkt unter dem Mond! Schön hell hier!“.
Ich mache da auch schon längst keinen Hehl mehr draus, alle um mich herum wissen, dass ich der langsamste Mensch der Welt werde, wenn nur jemand das Wort „Treppe“ sagt.
Aber eines tue ich immerhin: Ich gehe Treppen! Ich weiche den Dingern weder aus noch verweigere ich den Aufstieg. Allerdings motze ich mich die meiste Zeit in das jeweilige Stockwerk. Ganz fachmännisch, vollkommen selbstsicher, nahezu ohne Probleme weil „Du, ich habe da gar kein Problem mit fett zu sein…“

Aber Hallo habe ich da ein Problem mit! Wenn selbst eine Treppe mich bremsen kann, dann ist das ein Problem! Nicht „Dick ist schick“ nicht „eigentlich nicht so schlimm“ nicht „ich kann alles, was schlanke auch können“ kein „ich fühle mich ja so unfassbar wohl“… nix, das ist schlicht ätzend. Es nervt fett zu sein. Mich nervt es!

Dann stehe ich nun also da, mit gefühlten 200kg Gewicht an nasser Wäsche auf den Armen und muss damit, ohne Geländer, hoch in unser Arbeits- und Ankleidezimmer um alles abzulegen.

Und bei jeder einzelnen, verdammten Stufe frage ich mich, warum zur Hölle ich mir das antue und angetan habe.

Nicht das Treppen steigen sondern das Gewicht.
Und hier zeigt sich auch die Lüge hinter „Das wäre schlank auch nicht anders…“ denn MIT dem Gewicht der nassen Wäsche ist es deutlich anstrengender und schmerzhafter als ohne die Wäsche.
Wenn ich also schlank genau so unbeholfen wäre, warum macht dann das Plus an Gewicht so viel aus?!

Hach ja, wo sind sie nur hin, die Zeiten in denen ich mich so hübsche selbst belügen konnte…

Oben angekommen, ich habe auch nur etwa 2 Tage gebraucht für die 2 Stockwerke, überlegte ich kurz, ob ich erst den Herzanfall bekomme oder erst die Wäsche ablege und dann zusammenbreche um nach Luft zu jappsen.

Das Ende vom Lied:
Die Wäsche hat es heile und ohne zusätzliches Wasser nach oben geschafft und mein Herz schlägt noch im alt gewohnten Rhythmus.

Dennoch ging mir bei jeder Stufe durch den Kopf, dass es weg muss. Dieses Kilo, dann das Nächste, dann das darauf, dann das Gewicht der Wäsche und dann die nächsten 10 Kilo. Und das so lange, bis ich Treppen laufen kann ohne, dass ich zusammenbreche.
Klar wird das in meinem Fall, dank der vorangegangenen Geschichte, niemals gekonnt und elegant aussehen und es wird auch niemals schmerzfrei oder sportlich sein aber es wird ja wohl machbar sein 2 Stockwerke zu gehen, mit irgendwas in den Armen, ohne dabei an Sauerstoffmangel erbärmlich zu versterben.

Zu all den vielen Zielen die ich so habe reiht sich dieses nun ein:
Treppen laufen können – vielleicht niemals ganz „einfach so“ aber irgendwann einmal ohne, dass es mir größeres abverlangt, meinen Puls durch die Decke schießen lässt und/oder mir diesen sympathischen, hoch roten Kopf verleiht, der mich immer wie ein Vollidiot aussehen lässt.

Weniger Gewicht.
Mehr Kondition.
Bitte bis gestern!

Ich arbeite daran.
Und btw.: Der Keller ist wieder trocken.

Nicole