Moin Kinners,
„Ich komme gerade vom Training.“
Ich liebe diesen Satz, er klingt nämlich, als hätte ich es voll drauf!
In meinem Kopf trage ich, während ich das sage, einen schnittigen Trainingsanzug, sehe frisch geduscht aus, habe eine Sporttasche über die rechte Schulter geworfen und die Kopfhörer meines iPods pendeln lässig aus dem Kragen.
Die Wasserflasche in der Linken überlege ich noch fix, ob ich vielleicht Heim jogge anstatt zu gehen.
Die Realität sieht allerdings so aus:
Die ersten 3 Minuten meines 30 Minütigen Trainingsprogramms sehe ich fast so aus, als hätte ich ein wenig Ahnung von dem was ich da tue. Aber auch nur fast.
Ab der 4. Minute gebe ich dann tatsächlich einen Anblick, als hätte ich gerade geduscht und nach der 30. Minute klebe ich, nach meiner Mama rufend, auf dem Boden und schwöre mir, nie wieder etwas zu essen.
Es ist ein Trauerspiel.
Und wisst ihr was ich ganz besonders an Sportstudios mag?
Diese Ellen langen Spiegel!
Nicht genug, dass ich weiß, dass ich im höchsten Maße bekloppt aussehe, wenn ich versuche mich einigermaßen gegen die Schwerkraft zu stemmen, nein nein, ich darf es mir auch noch in epischer Breite anschauen und glaubt mir, das ist wirklich kein Geschenk.
Da hampel ich dort mehr schlecht als recht vor dem Spiegel rum, ähnlich eines flattrigen Gummiballs kurz bevor er ausrollt und frage mich, ob ich immer so bekloppt aussehe oder ob das an dem Spiegel liegt.
Ich habe beschlossen, es liegt am Spiegel.
Das Programm heißt Irgendwas mit FatBurner und ja, ich kann behaupten, ich sehe hinterher aus als hätte mich jemand mit viel Wasser gelöscht und es „burnt“ auch, aber hallo, überall – in mir.
Hochroter Kopf, die Haare kleben an den Ohren und ich mache Anstalten wie ein Ertrinkender in der Wüste, wenn ich zu meiner Wasserflasche krieche.
So ziemlich alles, was der Trainer vormacht, mache ich in Miniaturausführung und Zeitlupe nach.
Man fragt mich auch total oft, ob ich Sport mache.
Als würde man das meinem athletischen Körper nicht ansehen – pffffff…
Die Antwort darauf ist: Unbedingt.
Meiner Überzeugung nach schafft man es ohne Sport nicht von meinem Gewicht runterzukommen.
Da kann ich mich noch so gut ernähren, ohne Sport wird das alles nichts.
Wir hegen seit Abnehmbeginn eine innige Hassliebe, der Sport und ich. Ich bin ihm nämlich zu dick und er mir zu anstrengend. Außerdem sehe ich lächerlich dabei aus aber wenn ich jemals fertig werden will, muss ich da wohl durch. Ein Elend ist das mit mir und meiner Kondition. Yay!
Nun höre ich auf das Thema Sport sehr häufig die gleiche Antwort:
„Ich trauen mich nicht zum Sport zu gehen weil es blöd aussieht“, „weil da alle gucken“ oder sie können nicht, „weil der Rücken schmerzt oder die Knie oder…“, lasst euch sagen:
Na-tür-lich sieht es blöd aus, ich glaube manchmal das ist sogar der Sinn von Sport, wofür sonst diese Riesen Spiegel?
(Nein, nein ich möchte von „Haltung“ und „Korrektur“ und „Kontrollmöglichkeit nun nichts hören sondern weiter an meiner steilen These festhalten! *gg)
Und klar gucken andere.
Die gucken übrigens auch wenn man keinen Sport macht und aus Erfahrung kann ich sagen, ich habe noch nie mitbekommen dass jemand sagt „Oh Gott, seht euch mal die dicke an, was will DIE denn HIER im Sportcenter? Etwa was gegen ihr Gewicht machen? Holt die Mistgabeln!“.
Natürlich gucken Menschen, natürlich wird geredet aber es ist nun nicht so, dass alle einen Kreis bilden und mit dem Finger auf mich oder sonst einen fetten Menschen zeigen.
Denn bitte, wo ist man als übergewichtiger Mensch besser aufgehoben als in einem Fitnesscenter?
Und jaaaaa mein Gott es sieht nun einmal albern aus. Mit ein wenig Selbstironie ist das aber bestens auszuhalten.
Denn das sagen umwobene Geheimnis am Sport ist nun einmal, dass es dabei nicht darum geht möglichst klug aus der Wäsche zu schauen sondern morgen oder übermorgen aus Wäsche kleinerer Größe schauen zu können.
So ganz „nebenbei“ gibt man dem Körper dann auch endlich die verdiente Chance sich zu rehabilitieren. Und Rehabilitation habe ich als Rückenschmerzabonnentin echt nötig. Und Kondotion, die brauche ich auch! Und mehr Muskeln! Und wo wir schon dabei sind… Wo habe ich doch gleich meinen Wunschzettel.
Kinners, im nächsten Leben muss ein anderer von euch fett werden, ich mache dann was anderes… Schaukeln oder so.
Oh und wo wir gerade dabei sind…
…kann mir mal fix jemand ein Handtuch bringen und mich dann vom Boden aufkratzen?!
Diese verdammte Schwerkraft!
Nicole
Miezy sagte:
Hahaha, die Einleitung ist ja wohl nur göttlich!!! :) „Komme grad vom Training.“ Dieser Satz hat sich jetzt eingebrannt. :)
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Licht sagte:
Ich bin ein großer Fan von dir!! Deine Berichter könnten gar nicht wahrer sein.
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Katrin sagte:
Höh, ich liiiebe den Satz ,,komm grad zum Training“-sage ich auch nur dann wenn es stimmt…dicht gefolgt von ,,muss später noch zum Training“-sage ich auch dann, wenn ich eigentlich schon weiß,,das wird heut nix mehr“!
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Solveig sagte:
Oh ja, ich kenne diese Hassliebe! Ich hab mich jahrelang entweder möglichst von Sport ferngehalten oder zähneknirschend einmal pro Woche ein Programm gemacht, schließlich ist es hochgradig uncool und unpraktisch, komplett unsportlich zu sein. Zu meiner eigenen Verwunderung habe ich dann allerdings festgestellt, dass ich Sport tatsächlich mögen kann. Also richtig mögen. Und nicht nur das gute Gefühl hinterher oder mein beruhigtes Gewissen, sondern tatsächlich den Sport an sich. Das war… neu. Na gut, nicht ganz neu, tatsächlich gibt es Sachen, die ich schon immer gern gemacht habe, das waren aber eher Saisonsportarten, für die man sowas wie Berge, Eis und Schnee brauchte, für ein regelmäßiges ganzjähriges Training also eher ungeeignet. Inzwischen habe ich eine Sportart gefunden, für die ich mich richtig und aufrichtig begeistern kann und die ich das ganze Jahr über machbar ist. Zu meinem Erstaunen hat die auch nichts mit den eher sanften Sportarten wie Schwimmen oder Yoga zu tun, die ich davor bevorzugt habe. Mein Sport ist hochgradig anstrengend und verlangt viel Kondition und Muskeln. Und trotzdem mache ich es gern. Das Gute ist also, wenn man partout nicht gerne Sport macht, hat man vielleicht nur noch nicht die richtigen Sportart für sich gefunden. Und wenn es eine Sportart gibt, die zwar praktisch und effizient und was weiß ich was ist, die man aber einfach nicht mag, dann bringt es m.M. nach nur Frustration, wenn man sich trotzdem zwingt. Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass ich jemals gerne jogge. Denn ganz im Ernst, ich hasse Joggen! Schon immer!
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Elisabeth Taler sagte:
So ist es :-)
Seit 4 Wochen im Fitnessstudio … Zirkeltraining …
Trainerin: Es macht Spaß.
Ich: mir nicht.
Trainerin: das kommt noch!
Ich: das haben schon andere gehofft.
Aber nachdem ich ihr erklärt habe, dass man an meinem Gesicht jeden dieser Kommentare ablesen kann, verging einige Zeit, ich stemmte Gewichte, plötzlich hörte ich ein Lachen. Ich hatte mein Gesicht :-D und sie hatte es gesehen.
Nützt alles nichts. Irgendwann geh ich wandern, und danach tanze und springe ich… irgendwann im nächsten Jahr oder doch schon heuer?
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